Ostern in Gefahr

Ostern in Gefahr

ein Fall für Schleich & Maunz –

Franz-Ferdinand Hase öffnete die Tür zum Detektivbureau Schleich & Maunz. „Guten Tag! Haben Sie einen Moment Zeit für mich?“
Linda, die Sekretärin schaute in ihren Terminkalender.„Haben Sie einen Termin?“
„Leider nicht, aber es ist dringend!“
„Einen Moment bitte, ich schaue, ob einer unserer Mitarbeiter frei ist.“
Siegfried saß hinter seinem Schreibtisch und machte sich gerade genüßlich an einem Cat-Burger zu schaffen.
Für heute war’s das erst mal, dachte er, jetzt lasse ich es mir gut gehen und mache gleich noch einen Zug durch die Gemeinde.
Mal schaun, was die anderen so treiben.
Linda öffnete die Tür zu Siegfrieds Bureau einen Spalt breit und steckte ihren Kopf hinein. „Ich weiß, du bist gerade mit einem wichtigen Fall beschäftigt, aber kannst du vielleicht noch einen Termin einschieben? Es scheint dringend zu sein.“

Siegfried war überhaupt nicht begeistert, „muß das wirklich sein?“ murrte er.
„Nein, meinte Linda, „aber du weißt schon, daß morgen die Miete fürs Bureau fällig ist!“
„Ach ja, stimmt, ich wollte heute sowieso noch Akten aufarbeiten. Rein mit dem Klienten!“
„Sie haben Glück, mein Herr, sagte Linda zu dem Hasen. „Unser Bureauleiter, Herr Katz ist eigentlich schon auf dem Weg zu einem Meeting, doch kommen Sie bitte, ich führe Sie zu ihm.“
„Guten Tag, treten Sie doch bitte näher!“ Siegfried erhob sich von seinem Stuhl hinter dem großen Schreibtisch und machte einen freund-lichen Katzendiener. „Mein Name ist Katz, Siegfried Katz, Bureau Schleich & Maunz stets zu Ihren Diensten! Was können wir für Sie tun?
„Werden wir sehen.“ erwiderte der Hase. „Gestatten, Franz-Ferdinand – wie der österreichische Kaiser, aber nicht verwandt und nicht verschwägert – Franz-Ferdinand Hase.“ Er klackte seine langen Hinterfüße zusammen und machte einen Hasendiener.
„Nehmen Sie bitte Platz, Herr Hase, was haben Sie auf dem Herzen?“ Siegfried setze sich wieder an seinen Schreibtisch und nahm Block und Stift aus der Schreibtischschublade.
„Mein Personal ist weg!“ Der Hase rückte seinen Stuhl zurecht, strich sich über sein Stummelschwänzchen und setzte sich. „Mein Personal hat fristlos gekündigt und jetzt ist’s nichts mehr mit den Ostereiern!“
„Ja und was was können wir da für Sie tun? Wir sind ein Detektivbureau und keine Personalagentur!“
„Was denn nun, sind Sie ein Bureau oder keines, haben Sie Fachpersonal oder nicht? Sie sagten doch gerade: Stets zu Diensten! Also!“
„Mein guter Herr Hase..“ setzte Siegfried an.
„Ich bin nicht Ihr guter Herr Hase! Mein Personal hat gekündigt und jetzt erwarte ich von Ihnen, daß Sie mir neues besorgen. Wofür bezahle ich Sie denn!“ Der Hase biss sich vor Ungeduld mit seinen langen Schneidezähnen auf die Unterlippe.
„Beruhigen Sie sich doch erstmal, Herr Hase!“
„Ich will mich aber nicht beruhigen. Meine Existenz steht auf dem Spiel. Stellen Sie sich vor, ich kann dieses Jahr keine Ostereier liefern! Nicht auszudenken! Ich bin ruiniert!“ Der Hase zog eines seiner Langohren ins Gesicht und strich es mit den Pfoten glatt.
„Hm,“ meinte Siegfried, „Ihr Personal hat also gekündigt. Warum, weshalb, wieso? Welche Gründe liegen vor? Zahlen Sie schlecht, oder haben sie es schlecht behandelt? Ist Mobbing im Spiel? Und wieso kommen Sie ausgerechnet zu uns? Gibt es keine qualifizierte Arbeitsagentur für Osterpersonal?“

„Das sind mir zu viele Fragen auf einmal! Mein Personal hat gekündigt. Punkt! Ich führe einen Saisonbetrieb und da muß alles auf Anhieb klappen, sonst kann ich einpacken. Zumachen! Meine Existenz ist in Gefahr! Ich bin ruiniert!“
„Welches Personal hat denn gekündigt, die Fertigung, der Vertrieb oder die Verwaltung? Ist Ihr Personal gewerkschaftlich organisiert?“
„Pappelapap, was sind das für Fragen? Ich brauche Ihren Rat, Herr Katz! Nächste Woche ist Ostern, kein Ei ist gelegt, nichts bemalt und also auch nichts verteilt. Wo bekomme ich jetzt die Eier her?“
„Was schaun Sie mich so an, Herr Hase, ich kann keine Eier legen! Sie müssen irgendwie Ihr Personal vergrault haben. Zahlen Sie denn den Mindestlohn?“
„Was soll ich zahlen? Mindest- was?“
„Den Mindestlohn, Herr Hase! Wenn Ihr Personal in der Gewerkschaft ist, hat es bestimmt davon gehört, daß ab diesem Jahr der Mindestlohn auch in der Ostereierbranche gezahlt werden muß!“ Siegfried holte sein dickes Katzengesetzbuch aus der Schreibtischschublade, das Gesetz-buch für alle Streitigkeiten im gesamten Katzengarten.
Er blätterte kurz und schlug die entsprechende Seite auf. „Hier steht es, Herr Hase. Die Gesetzgebung hat sich darauf geeinigt, daß der Mindestlohn ab sofort im gesamten Katzengarten Gültigkeit findet. Hier ist genau aufgeschlüsselt, in welcher Branche welcher Lohn gezahlt werden muß.“
„Steht da auch was von Oster–Saison-Personal wie Hühner und Osterhasen?“
„Moment…“ Siegfried blätterte… „hier steht es: Während der Oster-Saison erhalten alle Tiere als Lohn die doppelte Verpflegung zuzüglich Akkordzuschlag und einen Bonus für besondere Leistungen.“
„Ahh,“ raunte Herr Hase „das wird es sein! Ich danke Ihnen, Herr Katz. Sie haben mir sehr geholfen. Ich werde sofort mit meinen Angestellten reden und die Löhne verdoppeln. Die Hühner erhalten ab sofort für jedes gelegte Ei einen Maiskolben zusätzlich und die Hasen für jedes bemalte Ei zwei Möhren. Mit dem Vertrieb werde ich auch eine Einigung finden. Und Sie? Wie sieht es mit Ihrem Honorar aus?“
„Siegfried griff zu seinem Taschenrechner und tippte. Machen wir es mit oder ohne Rechnung, Herr Hase?“
„Mit Rechnung bitte, wegen des Finanzamtes, Sie wissen schon!“
„Also inklusive der Katzensteuer macht das 4/10 Tagessätze à 5 Dosen, also 2 Dosen Kitekat.“
„Gut, wieviel macht das in Eiern – oder akzeptieren Sie keine Fremdwährung?“
„Hm, eigentlich nicht!“
„Vielleicht sollten Sie dann am Eingang zu Ihrem Bureau darauf hinweisen.“
„Ich werde es veranlassen, Herr Hase.“ Siegfried rümpfte seine Nase und dachte bei sich – so ein Wichtigtuer, klar, daß bei dem keiner arbeiten will.
„Gut“, meinte Herr Hase „trotzdem vielen Dank für Ihre gute Beratung. Ich werde Sie gern weiter empfehlen.“
„Auch Ihnen vielen Dank, Herr Hase. Einen schönen Tag noch. Und …. Frohe Ostern!

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