Der Frühling kommt bestimmt…..

Rebhühner sind keine Osterhasen

von edith reinhilde raky

 

Krischan landete elegant auf einem großen Maiskolben.

Der Schnee war endlich geschmolzen. Die Sonne lachte durch den Katzengarten und Krischan, der Rebhahn hatte Hunger! Mit einer Kralle hielt er den Maiskolben fest und mit der anderen versuchte er die Schale abzureißen. „Immer diese verflixten Verpackungen!“, schimpfte Krischan. Doch er wußte, er mußte eigentlich dankbar sein, die Bewohner des Katzengartens hatten den Winter über Futter für die Vögel ausgelegt. „Hätten sie ja wenigstens auspacken können“ knurrte er, als Jutta, ein zierliches junges Rebhuhn ebenfalls auf dem Kolben landete.

Verzieh dich“ zischte Krischan und schupste Jutta von seinem Maiskolben hinunter. „Das ist mein Kolben. Such dir selbst einen!“

Stell dich nicht so an!“ Jutta drehte sich beleidigt zur Seite, warf ihren kleinen Kopf in den Nacken und hüpfte davon. Nun gut, dachte sie, der Annäherungsversuch hat diesmal nicht geklappt, aber irgendwann krieg ich ihn rum. Jutta hatte es eigentlich nicht auf den Maiskolben sondern auf den flotten Rebhahn abgesehen, sie schwärmte schon seit längerer Zeit für Krischan und nutzte jede Gelegenheit, sich an ihn heran zumachen.

Schließlich war Frühling…..

Auch Kater Bruno hatte Frühlingsgefühle. Die äußerten sich zwar anders als bei Jutta, aber Frühlingsgefühle waren es dennoch. Bruno lag auf dem Rücken in der Sonne, streckte alle Viere von sich und grunzte vor Wohlbehagen in sich hinein. Ab und zu kratze er sich an seinem dicken Bauch und rollte sich von einer Seite auf die andere. Schließlich sollte jeder klitzekleine Millimeter seines rotfelligen Kater-körpers eine volle Portion Vitamine, sprich Sonnenstrahlen abbekommen.

Hi Bruno“, rief Kater Siegfried, „schon gefrühstückt? Herrlich die Frühlingssonne, findest du nicht? klar, man siehts!“ Siegfried setzte sich neben seinen Freund.

Weißt du, daß morgen Ostern ist? Hast du was vorbereitet“

Was vorbereitet? Was? Wieso, ich? “ Bruno gähnte.

Aber du weißt doch, Ostern ist das Eierfest! Da versteckt man bunt bemalte Eier und die anderen suchen sie!“

Ok, dann such mal!“

Bruno hielt das Ostereier-Versteck-und-Suchspiel für blöd. Ziemlich blöd sogar! Er bevorzugte einen freundlich gedeckten Frühstückstisch – egal ob Ostern oder nicht, mit oder ohne Eier war ihm egal, die Hauptsache war, es gab richtig viel leckeres Katzenfutter.

Du hast aber auch keine Kultur, Bruno“ Siegfried mußte sich einen anderen Gefährten fürs Eier-Verstecken suchen. Er drehte sich um und ging.

Inzwischen war Bettina, Krischans Ehefrau in den Garten geflogen und hielt nach einem geeigneten Rebhuhnfrühstück Ausschau.

Ach… gut daß ich dich treffe“, rief Siegfried ihr zu „hast du mal einen Moment Zeit, ich müßte mal was mit dir besprechen“

Aber nur fünf Minuten, ich hab noch viel zu tun. Was willst du denn von mir?“

Hmm… ich weiß nicht so recht wie ich anfangen soll, hmmm, ich möchte dir nicht zu nahe treten, ich hab eine große Bitte…….“

Nun frag schon, ich hab nicht ewig Zeit!“

Hmmm, kannst du mir ein paar Eier legen?“

W a s?“

Ja weißt du“, sagte Siegfried zögerlich, „Berta, das Huhn das hier mit uns im Katzengarten wohnte, hat das immer für uns getan. Zu Ostern. Da hat sie uns immer Eier gelegt. Die haben wir dann bemalt und im Garten versteckt und hatten einen Riesenspaß beim Ostereiersuchen.“

Du bist wohl von allen guten Vogelgeistern verlassen! I c h soll für euch Eier legen? I c h für e u c h? Und die wollt ihr anmalen? M e i n e Eier? Dir sind wohl deine Mäuse zu Kopf gestiegen!“

Wütend scharrend drehte sich das Rebhuhn um und flog davon.

Was war das denn? Siegfried verstand die Katzenwelt nicht mehr. Wieso war Bettina so wütend? Was hatte er denn großartig gemacht? Ein Huhn gefragt, ob es ihm Eier legt. Und? Bettina hätte doch einfach nur nein sagen brauchen – aber so auszurasten!

Siegfried ging zurück ins Haus und fragte seine Schwester Linda, doch auch die konnte sich Bettinas Reaktion nicht erklären, genau wie Streifchen. Die Katzen waren ratlos. Alle Hühner im Katzengarten legten Eier und Rebhühner waren doch auch nur Hühner, wie Perlhühner oder Zwerghühner oder ganz normale, gewöhnlich gackernde Hühner. Alle legten sie Eier, die man bemalen und verstecken konnte.

Richard der Rabe hatte zwischenzeitlich auf der Lehne eines Gartenstuhls Platz genommen und genoß den warmen Frühlings-Sonnenschein.

Hallo Bruno“, rief er „ist es nicht herrlich, daß der Frühling endlich eingekehrt ist? Endlich vorbei ist die Kälte, der Schnee!!!“

Ja und Ostern ist, hat Siegfried gesagt!“

Ja Ostern“ rief Siegfried „warte mal, Richard. Vielleicht kannst du mir eine Frage beantworten, du bist doch weise und welterfahren!“

Richard fühlte sich geschmeichelt und nachdem Siegfried ihm von dessen Begegnung mit Bettina erzählt hatte, nickte der Rabe „Ja, ja, kann ich gut verstehen, daß Bettina beleidigt war. Sie mit einem dummen Suppenhuhn zu vergleichen ist ja auch wirklich nicht schmeichelhaft für ein Rebhuhn. Nahezu beleidigend! Rebhühner sind zwar Hühner, das aber nur in weitestem Sinne. Sie dienen nicht zum Eierlegen. Wahrlich nicht! Sie dienen einzig und allein der Schönheit. Und den Jägern! Als Beute sozusagen!“

Ja aber, aber das ist ja noch schlimmer!“ sagte Siegfried empört, „dann doch lieber Eierlegen! Und jetzt? Was machen wir ohne Eier zu Ostern???? Wir wollen doch Eier verstecken und suchen!“

Richard lachte.

Ach Siegfried, Ostern ist doch nur was für die Menschen und nicht für die Katzen!

Nur die Menschen bemalen zu Ostern die Eier von Suppenhühner und verstecken sie für ihre Kinder unter Büschen und im Gras. Nur Menschen kochen Hasen aus Schokolade, wickeln sie in buntes Knisterpapier und verstecken sie mit den bunten Eiern. Wir Tiere tun so etwas nicht! Oder wickelst du etwa kleine Mäuse in Silberpapier und versteckst sie unter irgendwelchen Büschen, damit Linda sie findet und frißt?“

Ich würd das nicht, ich würd die selber aufessen! Gar nicht erst verstecken!“, stellte Bruno klar.

Nein, nein, du hast Recht, Richard und Schokoladenosterhasen mag ich sowieso nicht“ meinte Siegfried enttäuscht, „vielleicht steckt ja bei den Menschen auch noch was anderes dahinter, warum sie sowas machen. Egal, nur zu schade! Das mit Bertas Eiern zu Ostern fand ich super, die waren lecker und es hat Spaß gemacht, sie zu suchen!“

Ich weiß was“ rief Linda stolz, „ich weiß was! Wir können doch trotzdem das Ostereier-Suchfest feiern. Wir verstecken überall unsere Katzenleckerlies und suchen die dann..“

Na, dann macht ihr mal!“ gähnte Bruno, drehte sich auf den Rücken und ließ die Sonne darauf scheinen. „Ihr könnt mir ja dann ein paar Leckerlies mitsuchen.“

In diesem Sinne….. Frohe Ostern…….

© edition catpress 2012

Nachdruck und Vervielfältigung nur mit Genehmigung des Verfassers


 
 
 

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